Projektförderung für Dr. Marta Rizzi

Autoimmunerkrankungen – ein alterndes Immunsystem und seine Folgen: Dr. Marta Rizzi will die Auslöser identifizieren und erhält eine Projektförderung über drei Jahre, dotiert mit 100.000 Euro.

Dr. Marta Rizzi vom „Centrum für chronische Immundefizienz“ am Universitätsklinikum Freiburg untersucht, ob das Immunsystem bei bestimmten Autoimmunerkrankungen vorzeitig altert und die Patienten an einem „latenten Immundefekt“ leiden. Falls ja, ergäben sich vielfach Folgen für die Behandlung der Patienten. „Dieser Aspekt ist bislang nahezu unerforscht und deshalb besonders interessant“, erklärt Dr. Andreas Kreiß, der Geschäftsführer der Novartis-Stiftung mit Sitz in Nürnberg. Einmal mehr hat sich daher das Kuratorium der Stiftung entschieden, ein Projekt zu unterstützen, das sich mit der Erforschung von Autoimmunerkrankungen befasst. Die Projektförderung läuft über drei Jahre und ist mit 100.000 Euro dotiert.

Dr. Marta Rizzi beleuchtet zusammen mit Jens Thiel und Nils Vehhoff von der „Abteilung für Rheumatologie und klinische Immunologie“ die Körperabwehr von Patienten mit sogenannten ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV). Unter diesem Begriff werden mehrere verwandte und seltene Erkrankungen zusammengefasst. Im Zuge eines autoimmunologischen Prozesses attackiert das Immunsystem versehentlich die kleinen Blutgefäße in Haut, Lunge und Nieren. Die genauen Ursachen bleiben nebulös. Durch die chronischen Entzündungen werden die Organe dabei massiv geschädigt. „Unbehandelt sterben die Patienten schnell an der Erkrankung“, betont die Wissenschaftlerin. Deshalb werden schwer erkrankte Patienten sofort therapiert. Neben klassischen Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, wird die B-Zellgerichtete Therapie mit Rituximab sehr erfolgreich eingesetzt. Rituximab entfernt B-Zellen und schützt somit die Patienten langfristig vor den Angriffen ihres Immunsystems. Diese B-Zellen produzieren Antikörper (Immunoglobuline) gegen Krankheitserreger, sind also essentiell für eine funktionierende Körperabwehr. Einschränkungen in der B-ZellProduktion können sich in einer erhöhten Infektanfälligkeit gegenüber Bakterien zeigen.

Langfristiges Ziel: ein leicht nachweisbarer Biomarker

Normalerweise sollten sich spätestens neun Monate nach Ende der Behandlung die B-Zellen erholt haben. Doch „wir haben herausgefunden, dass sich bei manchen Patienten mit ANCA-assoziierten Vaskulitiden nach der Rituximab-Therapie die Produktion der B-Zellen nur verlangsamt erholt oder über Jahre völlig ausbleibt“, sagt die Forscherin. Die Folgen: weniger Immunoglobuline im Blut und eingeschränkte oder fehlende Bildung von Antikörpern nach Impfungen. Auch im Blut von AAV-Patienten, die mit einer alternativen immun-unterdrückenden Therapie behandelt werden, finden sich langfristig nachweisbare und deutliche Veränderungen bei den B-Zellen – wenn auch nicht so ausgeprägt. Dr. Marta Rizzi dazu: „Wir glauben, dass die Erkrankung bei einem Teil der Patienten das Immunsystem schneller altern lässt.“ Ein Phänomen, das durch die immunsuppressive Behandlung nur „maskiert“ werde.

Diese These wollen die Forscher jetzt mit verschiedenen Experimenten beweisen. Falls das Immunsystem mancher AAV-Patienten wirklich vorzeitig altern sollte, ergäben sich „weitreichende Konsequenzen für die Therapie“, sagt die Freiburger Wissenschaftlerin. „Unser Ziel ist es, einen Biomarker zu entwickeln“, erklärt sie weiter – einen Biomarker, der sich leicht nachweisen lässt und dessen Existenz verrät, ob ein Patient an dem Phänomen leidet oder nicht. Dieser Biomarker würde es erlauben, das Infektrisiko nach der Therapie besser abzuschätzen und schon im Vorfeld für den jeweiligen Patienten eine optimale Therapie zu wählen.

Die Forscherin glaubt, dass man die zukünftigen Erkenntnisse auch auf andere Autoimmunerkrankungen übertragen könne – beispielsweise die Rheumatoide Arthritis, an der weltweit Millionen Patienten leiden. Denn Studien zufolge kommt es auch bei diesen Erkrankungen aufgrund der chronischen Entzündung zu „ausgeprägten Veränderungen der B-Zellen.“ Um diesem Ziel näher zu kommen, unterstützt die Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung das Forschungsprojekt von Dr. Marta Rizzi in den kommenden drei Jahren; die Förderung beläuft sich auf insgesamt 100.000 Euro.

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